Wandern im Vaucluse: Freu(n)de unterwegs

Auf einem Bouleplatz kann so
manch gute Idee entstehen
Bouleturnier in der Region. Der Freund vom Bodensee trifft auf seinen schwäbischen Freund. Und wenn zwei wie wir zusammen kommen! Beim kleinen obligatorischen Pastis zum Spiel, dem Wiedersehen und der damit verbundenen Freude mitsamt sonnigem Wetter spinnen schon mal so manche wilde Ideen, verrückte Unternehmungen oder tolle gemeinsame Projekte im Raum. So also auch diesmal, am Randes des Turnier. Und was liegt denn näher, als beim französischen Nationalsport - dem Pétanque - nicht auch über die Reize und Schönheiten Südfrankreichs im Allgemeinen, der Haute Provence im Besonderen und dem Leben wie Gott in Frankreich - mit all seinen Genüssen und Verlockungen - laut nachzudenken?

Einige Tage später, erneutes Aufeinandertreffen. Hier schon mit Wanderkarte und den ersten Adressen für Locations und Unterkünfte. Mitten im Herzen der Provence befindet sich der Gebirgszug des Luberon. Er erstreckt sich von West nach Ost über eine Länge von 50 Kilometern und wird im Westen von Cavaillon und im Osten von Manosque gesäumt. Das sollte es doch sein! Neugierig lesen wir weiter:
Während der Luberon auf seiner dicht bewaldeten Nordseite sanft ansteigt und aus der Ferne wie ein riesiger Hügel erscheint, ist seine Südseite wesentlich schroffer und von zerklüfteten Kalkfelsen durchsetzt. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass es sich beim Luberon im Grunde genommen um zwei Gebirgszüge handelt. Im Westen liegt der Petit Luberon und im Osten um der Grand Luberon. Zwischen beiden Erhebungen verläuft die Verbindungsstraße D943 von Bonnieux nach Loumarin. Sie ist zugleich die einzige Landstraße, die in den Luberon hinein führt, ausgenommen zahlreicher Forststräßchen, die allerdings für den Autoverkehr gesperrt sind. Dies macht den Luberon zu einem Paradies für Wanderer und Radfahrer.
Wir schauen uns beide an. Die meinen sicher uns, oder? Je mehr wir uns in die Lektüre zur Region vertiefen, um so mehr treffen wir auf unzählige Wanderwege, die durch die Täler und Schluchten des Luberon führen. Wie geschaffen für zwei Naturburschen wie wir und quasi direkte Einladung an uns, diese Gegend näher einmal kennenzulernen. Noch denken wir über eine Durchwanderung der Gorges du Regalon nach. Oder entscheiden wir uns für die Möglichkeit den Bergrücken des Petit Luberon von West nach Ost zu erkunden? Ein Hin, ein Her, viele, viele Möglichkeiten. Und dann entscheiden wir uns dann doch spontan, in die Region von einem "Basislager" über Tagesetappen einzutauchen. Ziel ist also der

Parc naturel régional du Luberon

Der besondere Reiz des Luberon liegt für uns darin, der wilde und spröden Ursprünglichkeit einer Region begegnen zu wollen. Mit Ausnahme einiger verlassener Dörfer und Burgruinen, wie z.B das Fort Buoux, ist der Gebirgszug nicht oder nur dünn besiedelt.
Um die Natur des Luberon zu bewahren, wurde in den Siebziger Jahren der "parc naturel régional du Luberon" gegründet. Im Mittelpunkt des Interesses stand allerdings nicht nur die Bewahrung der Natur, sondern auch die Einbeziehung der Menschen und ihrer Kultur. So befinden sich in dem 185.000 ha umfassenden Gebiet des Naturparks 77 Gemeinden mit rund 170.000 Einwohnern.

Die wirtschaftliche Tätigkeit ist abgesehen vom Tourismus stark landwirtschaftlich geprägt, wobei Obst, Wein, Oliven, Getreide und Lavendel vorherrschen. Der Parc naturel régional du Luberon ist nicht nur eine eindrucksvolle Naturlandschaft, sondern auch eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Wein- und Obstbau. Berühmt ist die Gegend für seine vielen wunderschönen Bergdörfer. In keiner anderen Gegend der Provence findet man eine solche Dichte an Dörfern mit gut erhaltener Bausubstanz aus dem Mittelalter und der Renaissance. Diese als Village perché bezeichneten Orte befinden sich in der Regel auf einer Anhöhe. Meist auf einem Hügel oder Felsabsätzen wurde direkt in Hanglage gebaut. Die daraus resultierende exponierte Lage macht einen Teil des Reizes aus, der von diesen Dörfern ausgeht.

Besonders sehenswert erscheinen uns Gordes, Lacoste sind und Roussillon. In letzerem lohnt sich für uns eine Tour duch die Ockerbrüchen, wie auch in der Nähe des kleinen Ortes Rustrel mit seinem "Colorado". Die größeren Städte wie Cavaillon, Apt und Manosque wollen wir eher meiden. Das deutlich geschäftigere Treiben zieht uns schon vorab der Reise eher nicht an. Abseits vom Tourismus - möglich bodenständig - unser Plan.

Wir entscheiden uns für Saint-Saturnin-les-Apt als Quartier, von hier aus planen wir unsere Tageswanderungen und Trips in die Landschaft. Schlußendlich werden wir fündig bei einem älteren Ehepaar, die noch in einer landwirtschaftlichen Kooperative im Weinbau tätig sind. Wie sich später noch herausstellen wird: Die besten Gastgeber, die wir uns nur vorstellen konnten!

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