Bad Kohlgrub - Hörnle: Stille. Schönheit. Schwebebahn.


Weitblick in den Ammergauer Alpen sollte schon sein. Auch was das eigene Wohlbefinden angeht. Doch damit es bei der langanhaltenden Hitze nicht zur Tortur wird, nutzen die Genusswanderer Lothar und Christian heute die vorhandene Kohlgruber Technik und lassen sich per Lift gen Himmel befördern. Doch lies selbst!....

Rundumblick vom Kohlgruber Hörnle





Noch mal kurz zur geographischen Lage der Region. Drei gewaltige Gebirgsmassive umranden das Ammergauer Tal: Im Osten die eher lieblich geschwungene Bergkette mit Hörnle, Aufacker und Laber. Im Westen ansetzende Bergmassive mit Kofel, Pürschling und den sich bis Norden erstreckende Schönleitenwald . Und das schroffe Ammergebirge (mit Notkerspitze, Dreier- und Brunnenköpfl)im Süden.
Der Ort Oberammergau zum Beispiel liegt tief im engen Tal, was so vor allem im Sommer - eigentlich (!) - regelmäßig für gewaltige Gewitter sorgt. Und ein solches war schon längst überfällig. Am Donnerstag, nach unserem ersten Abend in den Ammergauer Alpen, aber auch erst recht gestern, am Freitag. Doch nichts geschieht, kein einziger Tropfen weit und breit.
So heizen sich die Tage immer weiter auf. Schwüle Hitze schon am Vormittag gegen 10 Uhr. Nicht unbedingt angenehm zum Wandern. Nun sind Ratio und Biss sind gleichermaßen gefragt. Wandern mit Biss, haben wir uns eigentlich doch eher anders vorgestellt!
"Mal den da oben einschalten!", sagen wir uns, getreu dem Motto meiner - Gott hab sie selig!- Schwiegermutter Käthe. Wr planen den Tag ganz locker wie folgt: Mit dem Mountainbike von Wurmansau bis Bad Kohlgrub, rüber zur Talstation der Hörnle Sesselbahn, von dort hoch, aufs Hörnle, kleine Mittagsrunde, bevor es selbst dort zu heiß wird, und über die geschützen Wälder retour zu den Rädern, so unsere Idee - zumal unserer heutiger Zeitplan auch keine ausgieberige Tour zulässt. Es wartet gegen Mittag ein Workshop bei der Schokoladen Manufaktur downtown.
Von hier oben ist der Ausblick einfach genial. Lassen sich eben noch für die Wanderbücher ablichten: Christian und Lothar, noch (!) unverbraucht und nicht verschwitzt - also direkt vor ihrer Samstagstour. Macht sich doch sicher besser fürs obligatorische Angeberfoto, oder? Und dem geografisch interessierten Zuschauer sei noch verraten: Rechts "schmuggelt" sich der Staffelsee ins Selfie.

"Unsere Hörnlebahn ist wirklich etwas ganz Besonderes!", meint sogar Gerald Tretter, seines Zeichen der Bürgermeister von Bad Kohlgrub. Als die Bahn schon 1954 in Betrieb genommen wurde, hatten die Ingenieure die Idee, einen komfortablen Lift für gehbehinderte und ältere Menschen zu konstruieren. Mit der Hörnlebahn und der Technik mit sogenannten Schwenkdoppelsitzen ist ihnen dies auf eindrückliche Art und Weise gelungen.

Über die duftenden Sommeralmwiesen schweben wir gemütlich mit der Sesselbahn empor. Die geruhsame Geschwindigkeit, das Bimmeln einiger Kuhglocken unter uns und die allmählich uns einsaugende Weite der oberbayrischen Landschaft (von hier oben bestens zu sehen: mit ihren Seen!) entschleunigt uns aufs Beste der bestmöglichen Sommerstimmung.





Das Hörnle -  nämlich Vorderes Hörnle, Mittleres Hörnle, Hinteres Hörnle und der Zeitberg - diesen Berg gibt es streng genommen gleich vierfach. Wir beschließen von den vier Gipfeln drei zu besteigen und die Schönheit und Stille in ihrer Gesamtheit zu genießen. "Den muss ich jetzt echt nicht auch noch machen!", sind wir uns unisono einig. Höhe, Weitsicht, möglicher Wind um die Nase - nein - wir wollen uns ja nicht quälen. Der Begriff des Wanderflaneurs wird erstmalig von uns geprägt. Und das Hörnle hat eben deutlich mehr zu bieten als 4 Gipfel.


Dazu gehören schattige Plätzchen rund herum ebenso dazu. Auf und um das Hörnle wandern heißt, bis zu 6 Kilometer Wanderweg nutzen zu können. Und immer wieder erschließen sich so neue Panoramen und Ausblicke auf die umliegende Landschaft. Muss man das als Wanderprofi noch erwähnen: leckeren Proviant haben wir natürlich wieder selbst mit genommen. Ein Foto des schönsten Rastplatzes aller Zeiten? Nicht so ungeduldig, kommt ja später auch noch...
Nur die Johannisbeerschorle schmeckt am besten frisch gekühlt. Und Schönheit und Stille vermitteln sich schließlich nicht ausschließlich beim Wandern, gell? Sondern auch - oder gerade - beim Innehalten. Eine Rast auf der Hörnlealp lässt unsere Mittagszeit zur Siesta werden. Wir sitzen mit einer überaus netten Familie aus Nordhessen zusammen. Drei Generationen, von der Oma bis zum jüngsten Spross, dem Baby (noch huckepack im tollen Kindertrage-Shuttle). Wandern ist eben immer auch Begegnung, und machmal finden sich auf 1.400 Meter neue Freunde, mit denen man Visitenkärtchen tauscht. Oder wer weiß? Gar die nächste Tour gemeinsam?


Die Hörnlealm ist eine Jausenstation, befindet sich am Südhang des Mittleren Hörnles und wird von einer netten Hütteneignerin betrieben. Sie strickt sehr gerne und verkauft schöne selbst gefertigte Beanies aus reiner, weicher Schafschurwolle. Wir sitzen im Loggiabereich der Hütte und haben den Blick auf das Voralpenland, das Wettersteingebirge und auf das Hintere Hörnle.
Ach ja! Gestatten? DER SCHÖNSTE RASTPLATZ ALLER ZEITEN. Die neuen Ruhemöbel hoch oben auf dem Zeitberg wollen ausprobiert sein. Die bislang unbenannte Anhöhe auf Bad Kohlgrubs Hausberg Hörnle heißt seit 2013 eben „Zeitberg“ und lädt mit sechs neu gestalteten Inseln der Ruhe zu besonderen Auszeiten ein. So viel Zeit muss eben sein. Wäre da nicht die brütende Sonne, wir wären gern noch gebleiben. Bevor wir weiter müssen: Christian posiert noch einmal für die Genießer unter Euch! Und wer jetzt nicht auch hier rauf will, der ist wirklich selbst schuld!

Kommentare

  1. Das nächste Mal bin ich aber definitiv mit dabei - und nicht im Schatten des Lindwurms in Klagenfurt.

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